Der folgende Text stammt von Plastic Brain und wurde uns freundlicher Weise zur Verfügung gestellt.
Was bedeutet “trans”?
Trans ist die Kurzform für transgender, transsexuell, transident oder transgeschlechtlich. Trans ist ein Schirmbegriff und Adjektiv. Jede Person, die sich nicht oder nur teilweise mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert, darf sich trans nennen. Das gilt also auch für Menschen, die sich als agender/geschlechtslos und_oder nicht-binär (z.B. genderfluid) beschreiben. Es ist dabei nicht wichtig, ob die Person ihren ursprünglichen Körper, Namen oder Pronomen mag oder nicht. Geschlechtsidentität und Geschlechterrolle/-präsentation sind nicht dasselbe.Wenn sich eine trans Person outet gilt das auch rückwirkend auf die Zeit vor dem Outing, das heißt, dass das aktuelle und damit auch richtige Geschlecht, Pronomen und der Name auch in Kindheits- und generell Vergangenheitserzählungen verwendet werden – es sei denn, die betroffene Person möchte das für sich bewusst getrennt halten. Demnach ist auch ein trans Mann als Junge geboren, wenn auch falsch anhand der Genitalien von Mediziner*innen zugewiesen.Bevorzugte Schreibweisen sind: trans Mann, transmännlich, transmaskulin, trans Frau, transweiblich, transfeminin, trans Mensch, trans PersonWörter und Formulierungen, die zu vermeiden wären bzw nur Betroffene für sich selber als Eigenbezeichnung/-beschreibung verwenden sollten: MtF (Male to Female/Mann zu Frau), FtM (Female to Male/Frau zu Mann), Transe, Crossdresser, Transvestit, transsexuell, “geboren als”, “war früher mal ein*e” oder das Setzen eines Sternchens (*) hinter Mann, Frau und trans.
Was bedeutet “cis”?
Menschen, die sich mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren, sind cis. Cis ist die Kurzform für cisgender. Es kommt genau wie trans aus dem Lateinischen und bedeutet “auf dieser Seite”. Ein Beispiel: Ein cisatlantischer Flug ist das Gegenteil eines transatlantischen Fluges.Cissexismus: Die Annahme, ein bestimmtes Geschlecht zeichnet sich durch ein/e bestimmte/s Körperform, Stimme, Fortpflanzungsorgan, Genital, Hormonwirkung, Körperbehaarung etc aus. Geht auch gern einher mit den typischen binären Geschlechterrollen wie Berufswahl/wunsch, Spielzeug, Kleidung, Makeup, Hobbies, Vorlieben usw.Cisnormativität: Die Annahme, cis Menschen seien die Regel und trans Menschen nur Ausnahmen. Damit wird das Sortierungssystem von Neugeborenen durch die Form ihrer Genitalien legitimiert und die Gewalt an inter Menschen unter den Teppich gekehrt.
Was heißt “nonbinary”?
Nonbinary heißt soviel wie “nicht binär”. Menschen, die sich nicht oder nur teilweise mit den in unserer Gesellschaft binären Geschlechtern “Mann” oder “Frau” identifizieren, sind nonbinary. Das gilt auch für Menschen, die sich als agender/geschlechtslos beschreiben oder eine fließende Geschlechtsidentität zwischen mehreren Geschlechtern empfinden (z.B. zwischen Mann und geschlechtlos, Mann und Frau usw).Dazu gibt es das Wort “enby” (die englische Aussprache für die Buchstaben NB, in diesem Fall die Kurzform für nonbinary und nicht nonblack). Enby kann als Adjektiv (“Diese Person ist enby”) oder Nomen (“Diese Person ist ein*e Enby”) verwendet werden und kann als Alternative für Mann oder Frau herhalten.Wichtig: nicht alle nicht-binären Menschen sehen sich als trans. Das kann aber muss nicht aufgrund falscher Vorstellungen oder der negativen Besetzung des Begriffes “trans” sein. Letzten Endes ist es eine sehr individuelle Wohlfühlangelegenheit.
Was bedeutet “inter”?
Inter (umgangssprachlich “intersex/intergeschlechtlich”) Personen weisen für die Gesellschaft “widersprüchliche Geschlechtsmerkmale” auf. Das kann sich z.B. bei den Genitalien, Chromosomen oder Hormonspiegeln zeigen. Viele inter Menschen erleben schon von Geburt an sich widerholende medizinische Übergriffe und Gewalt und werden regelrecht verstümmelt, um in das christlich-westlich gesellschaftliche Zwei-Geschlechter-Konzept eingeordnet werden zu können. Dabei sind die Eingriffe extrem selten bis niemals notwendig, sondern führen eher zu lebenslangen Schmerzen, sowohl seelisch als auch körperlich…Inter Menschen können sowohl cis als auch trans sein.Wörter, die in dem Zusammenhang zu vermeiden wären sind Zwitter oder Hermaphrodit.
Was bedeutet “queer”?
Queer ist ein englisches und von vielen Betroffenen reclaimtes (angeeignetes/zurückgeholtes) Schimpfwort (!) für Menschen, die nicht heterosexuell oder cis sind. Es sollte nicht als Synonym für LGBTQIA+ herhalten (oder das deutsche Wort “quer” ersetzen), denn queer sein ist, vereinfacht ausgedrückt, das Punkrock-Gegenstück dazu. Queer sein bedeutet gemeinhin sich nicht den heteronormativen und_oder cisnormativen Standarts der Gesellschaft beugen geschweige denn nachzueifern zu wollen, um akzeptiert zu werden oder als “eingegliedert” zu gelten.
Was bedeutet “Transmisogynie”?
Transmisogynie ist eine Intersektion zwischen Frauenfeindlichkeit (Misogynie) und Transfeindlichkeit und beschreibt die Diskriminierung und Abwertung von trans Frauen und allem Femininen bezüglich Menschen, die bei der Geburt männlich zugewiesen wurden. Beispiele von Transmisogynie (oder Transfrauenfeindlichkeit):
- Das Verkleiden von Männern als Frauen als Witz
- Das Verkleiden als Frau als Täuschungsmanöver, auch oder besonders, wenn es um Dating und_oder Sexualität geht.
- Trans Frauen dargestellt als schwule, verkleidete Männer
- Die Rolle einer trans Frau gespielt von einem cis Mann
- Trans Frauen “entlarven” durch das Vorhandenseins einen Penises
- Männlichkeit und Patriarchat mit dem Besitz von Penissen gleichsetzen
- Frauen abwerten, weil sie männlich wirken/seien/aussehen, z.B. durch Haarwuchs im Gesicht, was sowohl cis als auch trans Frauen betreffen kann
Was bedeutet “Bioessentialismus”?
Essentialismus ist die philosophische Auffassung, dass z.B. Geschlechter notwendige Eigenschaften besitzen. Bei Bioessentialismus ist dann häufig von Chromosomen und Fortpflanzungsorganen die Rede, die “richtige” Männer und Frauen ausmachen würden. Dabei wird nicht selten angenommen, jede*r kenne den eigenen Chromosomensatz, der in Wahrheit meistens nur bei Verdacht auf genetische und_oder vererbte Krankheiten getestet wird und ansonsten Geld kostet. Bioessentialismus geht einher mit Cissexismus und Transfeindlichkeiten und ist nicht selten äußerst gewaltvoll.
Was bedeuten die Gendergaps * und _?
Da die deutsche Sprache bis auf wenige Ausnahmen unglaublich binär, also zweigeschlechtlich, ist, sollen das Sternchen oder der Unterstrich eine Verbindung und_oder Lücke zwischen zwei gegenderten, also vergeschlechtlichten, Begriffen schaffen. Damit kann auch gezeigt werden, wie das generische Maskulinum (also die männliche Sprachform von etwas) als sprachliches und somit auch gesellschaftliches Neutrum behandelt wird. Z.B. wird gemeinhin von Ärzten gesprochen, was lediglich die männliche Form des Berufes ist. Stattdessen würde dann von Ärzt_innen oder Ärzt*innen, je nach persönlicher Vorliebe, geschrieben oder auch gesprochen werden. Damit wäre Platz geschaffen für jene, die sich nicht ins Zweigeschlechtersystem eingliedern lassen können oder wollen und auch das in einigen feministischen Kreisen verwendete Binnen-I (z.B. ÄrztIn) wird damit abgelöst.Der Unterstrich oder das Sternchen können auch woanders eingesetzt werden, wenn zwei Begriffe verbunden und gleichzeitig mit einem Abstand geschrieben werden wollen, wie in meinem persönlichen Fall bei nonbinary_trans, und_oder etc.
Problematische Begriffe, Erklärungen und Alternativen
Was ist problematisch an MtF/FtM?
MtF oder FtM beschreiben den Wechsel vom bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht zu einem anderen Geschlecht und werden von immer mehr trans Menschen abgelehnt, da diese sehr binär sind und den transfeindlichen Gedanken vertreten, dass trans Personen prinzipiell zunächst in “falschen Körpern/Geschlechtern” gesteckt haben müssen und diese durch entsprechende Maßnahmen “wechseln”. Dabei wird dann speziell an operative Eingriffe oder Hormonersatztherapien gedacht. Diese Begriffe sollten nur persönlich für sich selber als Betroffene*r verwendet werden.Alternativ zu FtM gibt es “afab”, Abkürzung für “assigned female at birth” (bei Geburt weiblich zugewiesen) und zu MtF “amab”, Abkürzung für “assigned male at birth” (bei Geburt männlich zugewiesen). Diese Begriffe sind sowohl nonbinary-freundlich als auch kritisch gegenüber der Cis-Binärität, die Geschlecht am Aussehen der Genitalien Neugeborener festlegt.
Was ist problematisch an “transsexuell”?
Zum Einen wird das Wort häufig mit einer Sexualität wie heterosexuell, homosexuell usw verwechselt, obwohl trans Menschen wie cis Menschen auch z.B. homosexuell, heterosexuell, bisexuell oder asexuell sein können.Zum Anderen versteckt sich hinter diesem Wort eine Menge Pathologisierung durch Mediziner*innen, Psycholog*innen, Jurist*innen usw, da das Wort noch immer Teil einer Diagnose für eine vermeintliche Persönlichkeits- und Verhaltensstörung ist, die trans Menschen erst trans machen soll – nach dem ICD 10, F64.0, Störung der Geschlechtsidentität – Transsexualismus. Nur durch diese Diagnose werden trans Menschen auf ihrem juristischen und medizinischen Weg unterstützt, werden aber dadurch zwangsläufig als “krank” diagnostiziert und müssen jahrelang Therapie machen und sich von Gutachter*innen ausfragen und bewerten lassen. Zudem sieht das TSG (Transsexuellengesetz) noch immer keine Unterstützung für nicht-binäre trans Menschen vor.Alternativ bietet sich immer an nur trans zu schreiben oder transgender, transident oder transgeschlechtlich, wobei jede trans Person da ihre ganz persönlichen Vorlieben hat.
Was ist problematisch an “Geschlechtsumwandlung”?
Mit diesem Begriff werden vor allem medizinische und operative Maßnahmen bezeichnet, die viele trans Personen brauchen, um sich endlich in ihrem Körper Zuhause fühlen zu können. Damit wird aber eine trans Person nur auf die körperlichen Eingriffe reduziert bzw auch hier wird es so dargestellt, als würden trans Menschen per se einen “falschen Körper” haben und ihr Geschlecht “wechseln”, was den Gedanken bestärkt, eine trans Person sei erst dann respektabel und vollkommen in ihrem Geschlecht, wenn sie ihren Körper verändern will oder erst dann, wenn sie damit “fertig” ist, womit dann auch darauf abgezielt wird, dass die Genitalien, umgangsprachlich (und sprachlich problematisch) “Geschlechts”teile, nach den gesellschaftlichen Vorstellungen passend angeglichen und die trans Person fortpflanzungunsfähig werden soll. Noch bis vor wenigen Jahren gab es in Deutschland eine Sterilisationspflicht für trans Personen, bis dagegen geklagt worden ist. Diese existiert noch immer in vielen Ländern der EU.Eine bessere Alternative zu “Geschlechtsumwandlung” ist “Transition”. Die Transition ist für jede trans Person individuell und persönlich und kann ganz unterschiedlich ausfallen. Dazu können nicht nur operative und medizinische Maßnahmen gehören, sondern auch Kleidung, Kosmetik, Frisuren, Namens- und Personenstandänderungen, Outings, Tattoos, Wohnraum umgestalten usw.
Was ist problematisch am Sternchen (*) hinter Frau, Mann und trans?
Das Sternchen hinter Geschlechtern hat meistens drei Bedeutungen:
- Konstruiertheit anzeigen, auch wenn es um “gelesen werden” geht. Das wird allerdings bei Staat, Lohnarbeit, Ehe etc nicht gemacht, warum sollten dann Geschlechter eine Sonderstellung haben? Und warum ist dann ein Sternchen ausreichend? Bezüglich, wie ein Mensch gelesen wird ist es grade bei nonbinary_trans Menschen unglaublich willkürlich und mit viel Gewalt verbunden.
- Das Sternchen hinter “Frau” soll trans Frauen sowie weibliche und feminine nicht-binäre Menschen inkludieren. Aber wenn eine Person trans Frauen nicht inkludiert sieht bei “Frau” ohne einem Sternchen, dann ist das transmisogyn.
- Menschen mit einem bestimmten Erfahrungsschatz inkludieren (z.B. durch Genitalien, Fortpflanzung oder Kindheit). Z.B. beim Gebrauch von Frau* beim Thema Menstruation werden dann afab trans Menschen zwar inkludiert aber misgendert, daher dann lieber von “menstrierenden Menschen” sprechen. Denn nicht alle Frauen menstruieren, auch nicht alle cis Frauen.
Nichts davon emanzipatorisch. Oder als Frage: wer würde hinter “Frau” ein Sternchen setzen, um cis Frauen einzuschließen? Und wie würdest du dich damit fühlen?Das Sternchen hinter trans hat meistens zwei Bedeutungen:
- Nicht-binäre Geschlechter inkludieren und damit irgendwie signalisieren, nicht-binäre Menschen wären nicht trans genug, um ohne dieses Sternchen im Begriff eingeschlossen zu werden.
- Die Endung offen zu lassen wie -ident, -sexuell, -gender oder -geschlechtlich. Das Bedarf meiner Meinung aber kein Sternchen, denn andere Abkürzungen kommen häufig auch super ohne Sternchen aus.
Lösung 1. ist es, anstatt eines Sternchens genau auszuführen, wer mitgemeint werden soll. Dürfen z.B. beim Frauenkampftag auch inter, nicht-binäre und männliche trans Menschen mitmarschieren? Gerne so in einer Beschreibung dazuschreiben, anstatt sie zwangvoll in den Begriff “Frau” zu integrieren und damit eventuell zu verletzen oder zu retraumatisieren.Lösung 2. wären mehr allumfassende Begriffe oder Formulierungen zu wählen, um Misgendering zu vermeiden und Raum für Selbstdefinitionen zu geben. Beispiele wären FLIT (Frauen, Lesben, Inter, Trans), Frauen und nicht-männliche Menschen, Betroffene von Frauenfeindlichkeit, Opfer männlicher Gewalt, nonbinary_trans Menschen und so weiter…Wichtig: es sollte jeder Person bewusst sein, dass der Begriff “Frau” ALLE Frauen miteinschließt, immer. Also auch genderfluide und nonbinary_trans Menschen, deren ein Teil ihres Geschlechtes weiblich oder Frau ist, intergeschlechtliche cis Frauen, intergeschlechtliche trans Frauen…
Was ist problematisch am “biologischen Geschlecht”?
Grade wenn es um trans Menschen geht wird häufig ihr vermeintlich “biologisches Geschlecht” diskutiert, also ihre (vermuteten) Chromosomen oder die Genitalien und Fortpflanzungsorgane, mit denen sie (vermutlich) zur Welt gekommen sind. Es ist im Grunde nichts anderes als Bioessentialismus, da die Menschen, die darüber diskutieren und ausschließen wollen, überraschend häufig denken Körper, Genitalien, Fortpflanzungsorgane, Hormonspiegel und Chromosomen seien nicht fließend/ineinander übergehend sondern binär, also grundlegend männlich (flache Brust, Penis, Hoden, Spermienproduktion, hoher Testosteronspiegel, XY Chromosomen) oder weiblich (große Brust, Vulva, kleine Klitoris, Uterus, gebärfähig, menstruierend, hoher Östrogenspiegel, XX Chromosomen) und alles andere seien “Mutationen”, “Missbildungen”, “Krankheiten”, “abnormal” usw… (z.B. andere Chromosomensätze, Hypospadie, Gonadendysgenesie, Steroid-5-alpha-Reduktase-Mangel, Androgen-Insensitivitätssyndrom, klassische kongenitale oder spät einsetzende Nebennierenhyperplasie, vaginale Agenesie, Ovotestis, uvm)Es wurde irgendwann versucht Geschlecht in Gender (soziales Geschlecht) und Sex (biologisches Geschlecht/Körper) aufzusplitten, was allerdings weiterhin die Möglichkeit zulässt trans Menschen zu misgendern (“Dein Gender ist zwar abc, aber eigentlich/biologisch bist/bleibst du xyz”) und auszuschließen wie es transausschließenden Radikalfeminist*innen (kurz TERFs, “transexclusionary radical feminists) tun, die sich über Genitalien, Fortpflanzungsorgane und sogar Chromosomen beziehen, wenn sie von “echten” Frauen sprechen. Das “biologische Geschlecht” scheint in jedem Fall immer wichtiger und aussagekräftiger zu sein als das Gender, weswegen immer mehr trans Menschen diese Aufteilung ablehnen. Dass das “biologische Geschlecht” genauso sozial konstruiert ist wie Gender wird immer mehr diskutiert und anerkannt, da es schier unmöglich ist Körper in 2 oder 5 willkürlich zusammendefinierte Schubladen einzuteilen und in der Realität, fernab von Biologiebüchern der 5. Klasse, sehr viel individueller sind. Mittlerweile wird angestrebt, dass das Gender bestimmt, was das biologische Geschlecht der betreffenden Person ist und nicht anders herum wie aktuell noch der Fall. So sind z.B. alle Genitalien und Fortpflanzungsorgane weiblich, wenn die Personen, der sie gehören, eine weibliche Geschlechtsidentität haben. Somit können Mütter auch Spermien produzieren und eine befruchtende Rolle in der Fortpflanzung spielen und Väter können menstruieren, schwanger werden und gebären..